Aus Gender Pay Gap wird Gender Pension Gap

Gerade war der #Equal Pay Day (EPD) am 10.3.2021, das ist der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit oder der Tag der geschlechterbedingten Lücke bei der Bezahlung. Diese Lücke beträgt zurzeit 19% oder man kann sagen: In 2021 mussten Frauen 69 Tage unentgeltlich arbeiten und ab dem 10.3. werden sie entlohnt.

Gender Pay Gap ergibt sich aus den durchschnittlicher Bruttostundenlöhnen bei Frauen von 18,62 EURO und bei Männern von 22,78 EURO

Diese Gender Lücken werden seit seit Jahrzehnten diskutiert. Es tut sich sehr wenig, dies zu verändern. 

Auf ein ganzes Erwerbsleben betrachtet haben Frauen ein Einkommen von rund 830.000 EURO und Männer können mit 1,5 Mio. EURO rechnen. Dies führt dann direkt zur Rentenlücke, Gender Pension Gap genannt. 

Die Rentenlücke lag im Jahr 2019 bei 46% laut OECD. Damit hat Deutschland den unrühmlichen Spitzenplatz von hinten.

Wer im Berufsleben weniger verdient, steht auch im Ruhestand schlechter da.Warum schafft ein so reiches Land wie die BRD es nicht allen seinen Rentnerinnen einen auskömmlichen Lebensabend zu garantieren?

Wie ist die Altersarmut mit einer Rente von 704,79€ zu ertragen. Die Zahl wurde dem Rentenversicherungsbericht 2020 entnommen und ist die durchschnittliche Rente für Frauen in den alten Bundesländern.

Ist ein auskömmliches Leben im Alter damit gegeben?

Die gesellschaftlichen Ursachen: Frauen sind in gut bezahlten Führungspositionen seltener, Frauen sind überdurchschnittlich in Branchen vertreten, welche schlecht bezahlen. Nämlich in Pflege, Erziehung (in Kitas und in der Grundschule), Einzelhandel. 

In diesen Berufssparten finden wir sehr häufig keine Tarifverträge. Über 50% der Arbeitgeber sind nicht tarifgebunden. 

Frauen bekommen Kinder und gehen länger in Elternzeit wie Männer. Frauen arbeiten im Haupterwerbsalter zwischen 30 und 50 Jahren in Teilzeit oder in 450€ Jobs und Männer arbeiten in der Zeit in Vollzeit. 

Lebens- und Erwerbsverläufe bestimmen die Lücke im Lebenserwerbseinkommen, welches zur niedrigen Rente führt und die Gesellschaft hat sich gemütlich darauf eingerichtet. 

Das Gesetz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ (richtig: Entgelttransparenzgesetz) kann auch den Frauen beim Kampf für ein Recht auf gleiche Bezahlung auch nicht helfen. Sie müssen immer aktiv beim Unternehmen die Bezahlung einfordern. Nur bei Firmen mit mehr als 200 Mitarbeiter aber gilt das Gesetz und mindestens 6 Mitarbeiter müssen eine vergleichbare Position besetzen. Damit ist das Gesetz für die Mehrheit der berufstätigen Frauen nicht anwendbar.

Grüne schlagen jetzt ein Verbandsklagerecht vor, damit würden beispielsweise Gewerkschaften oder Vereine die ungleiche Bezahlung anklagen und nicht die einzelne Frau.

Wir fordern strukturelle Veränderungen, z.B. Frauen so auzusbilden, dass sie in die MINT-Berufe/Studiengänge gleichberechtigt gehen wie die jungen Männer auch. Es darf nicht sein, dass die männlichen Schüler und später Studenten sich über Frauen in technischen Berufen lustig machen und ihnen die Kompetenz abstreiten. Hier sind die Lehrer und Lehrerinnen gefordert und der Lehrplan muss entsprechend ausgerichtet sein.

Der Fachkräftemangel sollte genutzt werden. Dieser wird schon jetzt für 2030 und später prognostiziert. Frauen in MINT-Berufe, um die absehbaren Lücken zu schließen! (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) Die Strukturen im Schulsystem müssen dies unterstützen

Die Frauen aus der ehemaligen DDR hatten mehr Kita-Plätze und auch war die Kita von frühmorgens bis spätabends geöffnet, so dass der Vollzeitarbeitsplatz kein Problem war. Die Gleichstellung in den technischen Berufen trug dann ebenfalls für ein besseres Einkommen bei. Man sieht es heute, die Rentnerinnen aus den neuen Bundesländern erhalten im Durchschnitt 997,00€ und damit 30% mehr als die westdeutschen Frauen.

 Wir brauchen ein #MeToo der Frauen von jung bis alt gegen die Altersarmut – Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Leben

Der Bundestagswahlkampf wird auch ein Wahlkampf über die zukünftigen Rentenstrukturen. Es wäre eine optimale Bühne für die heutigen und künftigen Rentnerinnen, aufzeigen wie andere Länder wie z.B. Dänemark hervorragend mit seinen Rentnerinnen umgeht.

Wir wollen eine verbesserte gesetzliche Rente für alle.

(Jutta Neumann-Strutz, 24.03.2021)

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