30 Jahre danach: Bei der Rente wird immer noch gemauert

Du denkst die Mauer ist gefallen? Irrtum! Es gibt immer noch Mauerreste – bei der Rente zum Beispiel.

Berlin, im Jahre 2021: links von der Straße haben wir WESTRENTEN und gegenüber haben wir OSTRENTEN, haben aber den gleichen Bäcker, das gleiche Einkaufscenter, und bezahlen überall das gleiche.

Seit über 30 Jahren leben die Menschen im Osten und Westen Deutschlands in einem Land, zahlen mit der gleichen Währung, fahren die gleichen Autos und sehen das gleiche Fernsehen. Aber bei den Löhnen und bei der Rente gibt es immer noch große Unterschiede. Der „Wind of Change“ ist zu einem lauen Lohn- und Renten-Lüftchen geworden.

Aber, sagt man Dir, die Rentenwerte im Osten werden doch im Jahr 2025 den West-Wert erreicht haben. Endlich gleiche Verhältnisse in Ost und West. Dann kannst Du doch endlich zufrieden sein? Das solltest Du nicht!

Denn das Lohngefälle ist immer noch riesig. Es beträgt aktuell 15%. Vor 25 Jahren war die Differenz noch 24%. Geht das Tempo bei dem Abbau der Lohnunterschiede im gleichen Schneckentempo weiter, wird eine Lohngleichheit zwischen Ost und West in 45 Jahren erreicht sein. Und da die Rentenhöhe sich an den eingezahlten Rentenbeiträgen orientiert, so will es das Äquivalenzprinzip, wird die Rentenmauer zwischen Ost und West auch erst in 45 Jahren weg gerieselt sein.

Du hast Dir zu DDR-Zeiten Rentenansprüche, zum Beispiel über die FZR oder eine Zusatzversorgung, erarbeitet und erwartest jetzt, dass Deine gesetzliche Rente damit ergänzt wird? Pustekuchen – hier ist die Renten-Mauer immer noch undurchlässig.

FZR, für „Wessis“ übersetzt, heißt Freiwillige Zusatzrente, die Zusatzversorgung gab es für 17 Berufsgruppen. Das waren so eine Art Betriebsrente, in die in vielen Wirtschaftszweigen, wie Bergbau, Gesundheitswesen, Bahn, Post und Handwerk, Beiträge eingezahlt wurden. Die Rentenansprüche aus der FZR und aus anderen Sonderversorgungen belaufen sich heute auf bis zu mehreren hundert Euro monatlich. Aber diese Renten werden vielen Anspruchsberechtigten bis zum heutigen Tag verweigert- sie bekommen ja schließlich die gesetzliche Rente – Basta!

Stell Dir vor, in den alten Bundesländern werden die Ansprüche aus Betriebsrenten, wie die VBL im öffentlichen Dienst, gekürzt oder ganz gestrichen. Das wäre dann auch eine Art Mauerfall – Angleichung Deiner persönlichen Verhältnisse West an Ost! Eine Art Rentendumping also.

Die Beseitigung der ungleichen Behandlung von Rentnerinnen und Rentnern in Ost und West spielt eine wichtige Rolle bei einem Neustart der Altersversorgung. Es geht uns darum, die Rente zukunftssicher zu gestalten, solidarisch und nachvollziehbar, transparent und gerecht.

Konkret heißt das, nicht nur die Rentenwerte Ost an West anzugleichen, sondern auch die Lohndifferenzen durch den sogenannten Umwertungsfaktor so lange in die Rentenberechnung einzubeziehen, bis Lohngleichheit herrscht. Die Ansprüche aus der FZR und anderen Sonderversorgungssystemen müssen endlich anerkannt und ausgezahlt werden.

Du findest das richtig? Dann sag es laut – fordere es von den Politikern und misch Dich ein. Unser Kampf für eine solidarische RentenZukunft braucht viele Mitstreiter*innen! Sei dabei!