Rentenrebell kehrt fröhlich heim  – und bekommt eine kalte Dusche.

Das könnte durchaus eine reale Geschichte sein:

Kommt ein junger Mann vom „Deutschlandtag“ der Jungen Union im November 2025 nach Hause zurück. Seine Eltern laden ihn zum Kaffee ein, weil sie ein Problem zu bereden haben. Es entwickelt sich folgender Dialog:

Vater: Na, da habt ihr dem Friedrich Merz ja ordentlich Dampf gemacht. Worum ging es euch da eigentlich genau?

Junger Mann: Es ging um die Rentenpläne seiner Regierung. Die wollen, dass wir als junge Generation immer mehr für die Rente der Babyboomer zur Kasse gebeten werden.

Mutter: Also für uns bezahlen sollt.

Junger Mann: (schaut etwas irritiert) Äh… ja… aber das müsst ihr doch verstehen. Immer weniger von uns Jungen müssen für immer mehr von euch Alten aufkommen. Das kann doch nicht richtig sein, da werden wir schlicht überfordert. Generationengerechtigkeit muss anders gehen.

Vater: Wie denn? 

Junger Mann: Indem wir uns die Lasten teilen. Eure Renten steigen nicht mehr so stark und wir kriegen dafür mehr Spielraum, um für unsere eigene Altersversorgung zu sparen. Die gesetzliche Rente ist doch sowieso tot.

Mutter: Was meinst Du mit generationengerecht? Hast Du eigentlich mitbekommen, dass ich für Dich und Deine Schwester meinen Beruf aufgeben musste? Und jetzt soll ich dafür mit weniger Rente „belohnt“ werden?

Vater: Und ich habe mit 15 Jahren mit einer Lehre angefangen und seitdem in die Rentenkasse eingezahlt. Dir haben wir ermöglicht, bis 25 Jahre zu studieren (wird zunehmend aufgeregt) und nun meinen die feinen Herren, müssten sie aufpassen, dass sie bloß nicht überfordert werden! Hast Du überhaupt eine Ahnung, wieviel Rente wir bekommen?

Mutter: (versucht zu beschwichtigen) Sag mal mein Junge, um wieviel mehr geht es eigentlich bei dem Rentenpaket?

Junger Mann: Es geht uns vor allem um die Haltelinie von 48 Prozent beim Rentenniveau. Die würde uns Steuerzahler mit 120 Milliarden Euro belasten. Das ist einfach zu viel.

Vater: Was? In einem Jahr?

Junger Mann: Na ja, eigentlich von 2032 bis 2040.

Vater: Also über neun Jahre verteilt. Das macht nach meiner Rechnung im Durchschnitt 13 Milliarden mehr pro Jahr. Sind bei den 120 Milliarden eigentlich Preissteigerungen und Lohnerhöhungen berücksichtigt? 

Junger Mann: (druckst rum) Das weiß ich nicht so genau…

Vater: (zu seiner Frau) Gib doch bitte mal mein Tablet rüber. Dann können wir uns mal gemeinsam etwas schlauer machen… (tippt und guckt erstaunt hoch) Ich habe hier die Seite der Rentenversicherung und da steht, dass bei den Zahlen jährliche Lohnsteigerungen von 3 Prozent eingerechnet sind. Das wären nach heutiger Kaufkraft dann nicht 13 Milliarden, sondern deutlich weniger als 10 Milliarden im Jahr. Weißt Du eigentlich, dass wir Rentner auch Steuern zahlen und dazu einen Beitrag leisten würden?

Mutter: Aber das machen wir ja gern, wenn damit die Haltelinie von 48 Prozent auf Dauer gehalten wird, wie Du sagst.

Junger Mann: Na Ja, so ganz stimmt das auch nicht. Ab 2032 wird die Rentenformel mit den Dämpfungsfaktoren wieder in Kraft gesetzt. Die Regierung will, dass die Dämpfung des Rentenniveaus auf Basis der Renten von 2031 einsetzt, wir wollen, dass die Dämpfung auf Basis der heutigen Renten einsetzt. Also so, als wenn die Dämpfung weiter wirken würde.

Vater: Klingt kompliziert. Kannst Du denn sagen, wohin das Rentenniveau bis 2040 „gedämpft“ wird?

Junger Mann: Nee, so genau kann ich das nicht sagen…

Vater: Dann frag ich mal das Internet… Die Rentenversicherung rechnet mit einem Absinken des Niveaus von 48 auf 46 Prozent, wenn der Regierungsentwurf durchgeht. Wenn ihr euch durchsetzt, wären das 45 Prozent. Mein lieber Sohn, das heißt nach Adam Riese, die Regierung will unsere Renten bis 2040 um weitere 4 Prozent senken und euch ist selbst das noch zu wenig, ihr wollt eine Absenkung um 6 Prozent! Soviel Dankbarkeit hätte ich nicht von Dir erwartet.

Junger Mann: Kannst Du mir die Zahlen noch mal aufschreiben? Ich werde damit in meinen Kreisverband gehen…

Mutter: Aber wenigstens findet ihr die Aufwertung der Mütterrente ja richtig, die kommt ja auch direkt von der CSU.

Junger Mann: Nee, die Erhöhung um einen halben Entgeltpunkt wollen wir auch nicht. Hat der Söder auch deutlich zu hören bekommen…

Mutter: Waaas? Selbst das findest Du zuviel der Generationengerechtigkeit? Weißt Du eigentlich, dass ich für die Erziehung Deiner Schwester 3 Rentenpunkte bekomme, weil sie 1995 geboren wurde und für Deine Erziehung bekomme ich nur 2 1/2 Punkte, weil ich Dich zufällig schon 1991 zur Welt gebracht habe? Hier die überfällige Generationengerechtigkeit herzustellen ist euch auch schon zu teuer? Hast Du überhaupt ein bisschen Ahnung, was Du da vertrittst? (schüttelt den Kopf).

Vater: Mein Gott, so weit sind wir schon gekommen!

Junger Mann: (sagt nichts mehr, starrt nur noch in seinen Kaffeepott – und wirkt eher wie ein begossener Pudel)

Die Geschichte ist eine reale Fiktion. Möglich wäre sie, wenn in der Versammlung einige Personen gesessen hätten, die aus normalen Rentenversichertenhaushalten gekommen wären. Der Verdacht ist allerdings, dass die übergroße Zahl Haushalten entstammen, die ihre Einkommen als Beamte, Politiker, gut situierte Selbständige oder als Ärzte, Rechtsanwälte, Architekten o.ä. beziehen oder bezogen. Typisch unter den versammelten des „Deutschlandtages“ sind wohl eher Karrieren, wie sie die „Junge Gruppe“ der Unionsfraktion im Bundestag durchlaufen. Deren Lebenserfahrungen fundieren meist aus Saal-umgebungen: Kreissaal – Hörsaal – Plenarsaal (letzteres auch in politischen Vorfeldorganisationen, die sich wissenschaftliche Beratung, Stiftungen oder NGO nennen).

Was auf jeden Fall gesagt werden kann: Sie sind alles andere als Repräsentanten der jüngeren Generationen, auch wenn sie tausende Male in Nachrichtensendungen, Talk-Runden oder Zeitungsartikeln so vorgestellt werden.

10 Kommentare

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  3. Gute Story ! Meine Rente beruht auf den Abzügen vom Gehalt, einen „Generationenvertrag“ habe ich weder vorgelegt bekommen, noch unterschrieben. Meine Rente speist sich u.a. aus den nicht ausgezahlten Renten für bereits längst Verstorbene meines Jahrgangs, von denen viele als Arbeiter und Handwerker das Rentenalter noch nicht mal erreicht haben. Das Renteneintrittsalter ist ja nicht zufällig versicherungsmathematisch so kalkuliert, daß mindestens 1/3 der Berechtigten die Rente nicht mehr erlebt. Die JU als Unterorganisation der Kriegstreiber in der Regierung fordert das zu kürzen, was von der unverblümt „sicheren“ Rente übrig ist, für die zu arbeiten sich nicht rentiert, genausowenig, wie für Lohn zu arbeiten sich nicht lohnt. Von der JU kommt keinerlei Kritik an den zig Milliarden für die „Kriegsertüchtigung“, im Gegentei, sie fordert realitätsblind zusätzlich eine „Verteidigungsumlage“ für Alle, statt „Mütterrente“, nach dem Motto „Mütter – wollt Ihr ewig leben?“. JUngs und Mädels, es geht um einen mindestens seit dem „NATO-Doppelbeschluß“ geplanten Krieg, nicht um „Wehrhaftmachung“. Daher wurde die NATO nicht aufgelöst wie der „Warschauer Pakt“, und Russland durfte nicht Mitglied dieses atlantischen Kriegsvereins werden. Sollte Deutschland 2030 für den NATO-Krieg gegen Russland als Fortsetzung des vergeigten NAZI-Krieges gegen die UdSSR ertüchtigt sein, könnte danach das Rentenproblem auf einen (Atom-)Schlag gelöst sein und die strahlende Zukunft der jüngeren Generationen wäre in Massengräbern „gesichert“. JUhu – nur weiter so !

    1. nun schreibe ich diese Zeilen im sechsten Jahr, in dem ich Monat für Monat meinen sogenannten solidarischen Beitrag leiste – ein bitterer Hohn, wenn man weiß, was dahinter steht. 500 Euro. Monat für Monat.
      500 Euro, die aus meiner Direktversicherung stammen – jener Versicherung, die ich in den 1980er-Jahren in gutem Glauben abgeschlossen habe, um im Alter ein Stück Sicherheit, ein Stück Würde zu haben.
      Ich habe damals vertraut. Vertraut auf die Politik, auf den Staat, auf das Wort derer, die uns versprachen: „Sorge vor, damit du im Alter gut leben kannst.“
      Und ich habe gesorgt. Ich habe mein Weihnachtsgeld, mein Urlaubsgeld, sogar kleine Boni in meine Betriebsrente gesteckt – mit Stolz und dem Gefühl, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen.
      Heute weiß ich: Dieses Vertrauen war ein Fehler.
      Was als Vorsorge gedacht war, ist zur Farce geworden. Die Hände, die ich einst zum Dank ausstrecken wollte, sind leer. Statt Anerkennung erhalte ich eine Rechnung – Monat für Monat, Jahr für Jahr.
      Ich bin enttäuscht. Tief enttäuscht. Nicht nur über das Geld, das man mir nimmt – sondern über das, was mir genommen wurde: mein Vertrauen, mein Glaube an Gerechtigkeit, mein Gefühl, in einem Land zu leben, das seine Bürger respektiert. Ich
      Ich war jahrzehntelang ein aufrechter, überzeugter Sozialdemokrat. Ich glaubte an Solidarität, an Fairness, an das Miteinander.
      Heute fühle ich mich verraten. Von jenen, die einst vorgaben, für Menschen wie mich einzutreten.
      Ich habe gekämpft, gehofft, gewartet – doch meine Hoffnung ist verbraucht. Sie ist aufgezehrt von Versprechungen, die nie eingelöst wurden, und von einer Politik, die die Schwächeren im Stich lässt.
      Ich sage es in aller Offenheit:
      Ich habe das Vertrauen verloren.
      Ich habe die Hoffnung aufgegeben. Kopie eines ebenfalls Betroffenen

  4. danke, für diesen Artikel – was da gestern bei Lanz diskutiert wird über die Rente, von Leuten, die gar nicht betroffen sind . . – und wieder die Behauptung die 120 Mrd. Zuschuss an die GRV seien für die Renten) . . Weniger Rente = weniger Kaufkraft, die Binnennachfrage und damit auch Arbeitsplätze. Aber es wird mehr Sozialhilfe nötig sein und auch Obdachlosigkeit ist jetzt schon für ein Land wie Deutschland unerträglich hoch. (die Kinderarmut allerdings auch- darum sollten sich diese verwöhnten jungen Leute mal kümmern, warum ist das denn so, zwei Seiten derselben Medaille) Die meisten Eltern und auch Großeltern haben und tun was sie können für ihre Kinder und Enkel. Und so nach und nach entschwinden die geburtenstarken Jahrgänge ins Nirwana – schon seit Jahren versterben mehr Menschen als geboren werden – wie sonst soll sich das Mehr an Alten abbauen?

    Wär auch mal interessant, wenn Kinder, die nicht Beamte sind, ihren mit Ruhegeld alimentierten Eltern sagen, wir zahlen zu viele Steuern, weil ihr so hohe Pensionen bekommt.

    Es fehlt nur noch die Forderung dieser jungen Zyniker, „wir wollen ab einem bestimmten Alter, dass ihr sozialverträglich frühablebt.“ Wundern würde mich das nicht. Was sie dann hoffentlich dann auch selbst treffen wird.

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  6. Fairnis (Demokratie?) im kapitalistischen Verteilungskampf gibt es nicht. Wir sind im Krieg, die Masse der Menschen hat es nur immer noch nicht kapiert. Wahrscheinlich lässt die Führungselite deshalb von überall her das Narrativ der nowendigen Kriegstüchtigkeit ertönen. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

  7. Rüstung, Kriegsvorbereitung, Subventionen für Konzerne und damit für die Reichen- das ist die eine Seite- Rentenkürzung , Sozial -und Demokratieabbau mehr Armut- das ist die andere Seite.
    Und das ganze nennt sich Kapitalismus!
    Alternativen sind gefordert.

    1. Es gibt ja die Alternative, der Wähler will aber scheinbar weiter betrogen werden.
      Im Übrigen: Wenn es hier wirt-
      schaftlich so weiter geht, gibt es bald gar keine Rente mehr.
      Aber Bürgerkrieg, vielleicht ist das ja gewünscht.

  8. Auch wir Babyboomer leben nicht ewig. Bis 2032 wird es die meisten von uns leider nicht mehr geben. Eigentlich müsste dann das Rentenniveau wieder steigen.
    Und das wir zu wenig Kinder bekommen haben (sollen) liegt auch an den Medien. Jede, die ein Kind bekommen hat, bevor sie eine Ausbildung gemacht hat, wurde beschimpft und ihr wurde die Frage gestellt, ob sie nicht abtreiben wolle. Siehe Talkshows der 80er, auch Asi-TV genannt. Noch schlimmer war es für Familien mit 3 oder mehr Kindern. Die wurden grundsätzlich als asozial gebrandmarkt. Akademiker haben alle als dumm bezeichnet, die einen Kinderwunsch hatten.
    Was wir Babyboomer uns evtl. vorzuwerfen haben, ist , daß wir unsere Kinder zu kleinen Egoisten erzogen haben. Oder spielt da die Helmut Kohlsche Ellenbogengesellschaft mit rein?

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