Mehr Fachkräfte – gut für die Wirtschaft, auch gut für die Menschen?

1,36 Millionen Vollzeitbeschäftigte Fachkräfte zwischen 55 und 70 Jahren könnten noch arbeiten, meint die arbeitgebernahe Bertelsmann Stiftung. Die Fachkräftelücke könnte so geschlossen werden.

Sie behaupten 1,6 Millionen ältere Menschen sind nicht mehr bereit zu arbeiten. Nur 3% von ihnen suchen eine Arbeit. Die Rente mit 63 ist ein Hemmnis und Gesunde ab 65 könnten noch arbeiten. Auch Teilzeit müsste deutlich eingeschränkt werden.

Politik und Wirtschaft sind in der Pflicht für Entlastungen- dann schaffen wir das!   

Wenn 30% der 1,6 Millionen Menschen arbeitsunfähig durch Krankheit sind, dann hilft Sparen bei der Gesundheit nicht. Wenn ambulanten Pflege überfordert ist, muss unentgeltliche Pflegearbeit privat geleistet werden. Es muss mehr Vollzeitarbeit geben anstatt Teilzeit.  

Wer entscheidet z.B. über Vollzeitstellen? 

Die Unternehmen! Immerhin 5% von ihnen planen laut Ifo- Studie Teilzeitkräfte abzubauen, also doch mehr Vollzeit? Aber 41% der Unternehmen planen bei Neueinstellungen Teilzeitarbeit. Bereits in den vergangenen fünf Jahren ist der Anteil der Teilzeitkräfte bei der Mehrheit der deutschen Unternehmen gestiegen. Das Statistisches Bundesamt spricht von einer Steigerung auf 31% im Jahr 2023.

Kommt der Fachkräftemangel überraschend?

Das in vielen Wirtschaftsbereichen die demografische Entwicklung zu Problemen führen wird, ist seit Anfang der 2000er Jahre bekannt. Wurden aber mehr Ausbildungs- und Studienplätze für Ärzte, Lehrer*innen, Pflegeberufe, Handwerksberufe, Verwaltungsangestellte, Strafvollzugsbeamte usw. angeboten? Wurden dort die Arbeitsbedingungen attraktiver gestaltete und Einkommen erhöht?

Stattdessen wurden durch die Privatisierung vieler öffentlicher Aufgaben der Leistungsdruck auf die Beschäftigten erhöht und Einkommen gesenkt. Ohne Zuwanderung würde der Staat zusammenbrechen!

In Schweden ist alles besser!

Für die Bertelsmann Stiftung ist Schweden eine Vorbildland. Stimmt, denn wenn die Kinder- und Pflegeversorgung gewährleistet ist und das Gesundheitssystem gesund ist, wie im schwedischen Sozialstaat, können auch mehr Menschen arbeiten. Wenn die Erwerbstätigenquote von Frauen in Deutschland bei Vollzeit so wie in Schweden wäre gäbe es keinen Fachkräftemangel. 

Was bezwecken arbeitgebernahe Stiftungen mit ihren Studien?

Es geht um die Schuldzuweisung an die Beschäftigten, Erwerbslosen und Rentner*innen. Wenn sie wollten, könnten sie doch länger arbeiten und so ihre Rente aufbessern. Ja, es gibt immer mehr Menschen die mit geringen Einkommen und drohender Altersarmut länger arbeiten müssen, auch als Rentner*innen. Nur leider leben sie auch statistisch kürzer und fallen der Rentenkasse dann nicht zur Last! Das wird so nicht gesagt, ist aber ist harte Realität!

(Klaus Murawski, 24.09.2024)

Ein Kommentar

  1. Schweden und auch andere Länder sind Vorbilder deshalb, weil alle das System mittragen – ein immens friedenssichernderVorteil – alle zahlen ein. Das hält eine Gesellschaft zusammen und ist akzeptierter. Solange aber in Deutschland alles in Klassen aufgeteilt bleibt, wie im Ständestaat des 19. Jahrhunderts, kann das nicht funktionieren. Die Krake Bertelsmann und deren Tochter Arvato bedient stets neoliberale Wünsche. Ab dem Moment, wo alle Einkommen sich an allem zu beteiligen haben, ist eine völlig andere Politik möglich.

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