Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) zeigte sich erleichtert: Die Ampelregierung hatte sie erhört und versprochen, Schlimmes zu verhindern:
„Ohne Nachholfaktor würden die Rentnerinnen und Rentner zu Krisengewinnern auf Kosten der Beitragszahler, denn die Renten würden dann stärker steigen als die Löhne.“ (BDA Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter).
Und so wurde noch schnell in den Ampel-Koalitionsvertrag eingefügt:
„Wir werden den sogenannten Nachholfaktor in der Rentenberechnung rechtzeitig vor den Rentenanpassungen ab 2022 wieder aktivieren… So stellen wir sicher, dass sich Renten und Löhne im Zuge der Coronakrise insgesamt im Gleichklang entwickeln und stärken die Generationengerechtigkeit…“
Das ist verlogen, denn der zugesagte „Gleichklang“ sieht nach den Berechnungen der Bundesregierung auch ohne den Nachholfaktor schon folgendermaßen aus:
Bereits nach 15 Jahren wären die Löhne den Renten um 13% davongeeilt. Mit dem wirksam gemachten Nachholfaktor werden es 15 bis 16% sein. Die Abkopplung der Renten von der Lohnentwicklung wird noch einmal verstärkt, die Schere geht noch weiter auseinander. 2040 wird die Differenz dann schon über 20% betragen.
Diese Abkopplung ist gewollt. In den Jahren 2001 und 2004 wurden Dämpfungsfaktoren in die Rentenformel eingesetzt. Dadurch wurde die Formel so kompliziert, dass sie heute keinem normalen Menschen mehr erklärt werden kann. Es kommt zu merkwürdigen Zick-Zack-Verläufen. Die mittel- und langfristige Wirkung ist aber immer: die Renten steigen erheblich geringer als die Löhne.
Davon betroffen sind alle jetzigen und zukünftigen Rentner*innen. Das „Stärken der Generationengerechtigkeit“ besteht darin, dass die jungen Generationen eine immer niedrigere Rente bekommen. Generationengerechtigkeit wird so zu einer verlogenen Phrase.
Das Ziel der Rentenpolitik muss sein, dass die dritte Lebensphase nicht als sozialer Absturz beginnt. Der im langen Arbeitsleben erreichte Lebensstandard muss auch im Alter erhalten bleiben. Das kann nur im wechselseitigen Versprechen aller Generationen untereinander funktionieren. Generationensolidarität ist dafür der passende Begriff.
Reformkonzepte, die das gewährleisten und nachhaltig finanzieren, gibt es. Hier der Vorschlag von „RentenZukunft“/“Seniorenaufstand“: Die nächste Rentenreform muss einen gründlichen Richtungswechsel bringen.
Zu dem Nachholfaktor siehe Artikel: Rentenkürzungs-Nachholfaktor wieder scharf gemacht
Lieber Herr Heise,
zu der Online-Veranstaltung „Renten wie in Österreich – jetzt!“ mit Ihnen am 4.3. habe ich mich gerade angemeldet.
Zu dem Thema hätte ich auch eine Leseempfehlung in eigener Sache beizusteuern. Hierzu ist im letzten August in der ‚Ökonomenstimme‘ ein nicht allzu langer Artikel von mir mit dem Titel „Rentenpanik aus Gründen der Generationengerechtigkeit?“ erschienen. Der Link:
https://www.oekonomenstimme.org/artikel/2021/08/rentenpanik-aus-gruenden-der-generationengerechtigkeit/
Viele Grüße aus Remagen
Rolf Klein
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